WESTWENDISCHER KUNSTVEREIN E. V.
Christian Schellenberger:

Kleine Schritte

Alle Richtungen
Vernissage: 16. April, 11 bis 16 Uhr
KUNSTkammer
Ausstellung: 17.4. bis 15.5.2022
Öffnungszeiten: Freitag 16–18 Uhr Samstag 10–13 Uhr Sonntag 11–13 Uh
Christian Schellenberger, Foto: privat
Christian Schellenberger Zugzeichnung (nach Italien, Schweden) ink on paper, 42 x 59,4 cm, 2020
Christian Schellenberger Zugzeichnung (nach Hamburg, Italien) ink on paper, 42 x 59,4 cm, 2020

Die zeichnerischen Arbeiten von Christian Schellenberger entstehen zuerst außerhalb des Ateliers. Er zeichnet an verschiedenen Orten und in den verschiedensten Situationen: auf dem Weg ins Atelier, in der S-Bahn, im Bus, im Ausstellungsraum oder zu Hause am Schreibtisch. Größere Zeichenserien entstehen vor allem auf Reisen.
Beim Zeichnen setzt sich ein Prozess in Gang, der von Kontrolle und Zufall geprägt ist. Schellenberger sieht was er zeichnet und reagiert auf seine Handlungen. Großstädtische Strukturen, Vorgänge wie Stadtbau und landschaftliche Umwälzungen sind während des Zeichenprozesses stets präsent. Durch das Zeichnen macht er sinnliche Erfahrungen, die sich durch die künstlerischen Arbeiten später vermitteln. Dafür braucht er nur Tusche und Papier. In seinen Zeichnungen steckt ein hoher Arbeits- und Zeitaufwand, vor allem aber auch großer körperlicher Einsatz. So zum Beispiel wenn Schellenberger direkt auf die Wände zeichnet oder über mehrere Wochen die immer selben Bewegungen ausführt. Beim Drucken großer Formate wird daraus dann eine eingespielte Choreographie mehrerer Personen bei der physische Kraft und Geschicklichkeit gleichermaßen gefordert sind.
Christian Schellenberger vergleicht das Zeichnen mit einer Performance. Er folgt in seiner Arbeitsweise strengen, selbst aufgetragenen Regeln. Die Arbeitsabläufe sind durch den Ort und eine Zeitvorgabe bestimmt. Danach richtet sich auch was und wie er zeichnet. Das Thema der Wiederholung und eine damit verbundene Geduld, ist zentral für den fortlaufenden zeichnerischen Prozess.
In den Zeiten des so viel beschworenen digitalen Wandels glaubt Schellenberger an die Fähigkeiten der intelligenten Hand und der körperlichen Intelligenz.

Christian Schellenbergers bevorzugte Ateliersituationen sind beengte Zugabteils und hohe Fahrtgeschwindigkeiten – erschwerte Bedingungen für die zeitgenössische Kunst. Seine Zeichnungen sind keine zeitgenössischen Interpretationen von Landschaftskunst. Nicht allein der Blick aus dem Abteilfenster, auch die Geräusche und Bewegungen des Zuges und der Mitreisenden sind maßgeblich für die Werkgenese. Voraussetzung für den Zeichner Schellenberger ist eine totale Beanspruchung der Sinne. Schellenberger entwickelt unter den sozialen Eindrücken des Zugalltags ein zeichnerisches Form-Rhythmus-Äquivalent. Die an Hieroglyphen erinnernden Bildzeichen verzahnen sich zu einem endlosen Kettenornament und vollziehen unmerkliche Metamorphosen. Doch im Unterschied zum ruhigen Rückzugsort eines konventionellen Ateliers ist der Zeichenrhythmus – vom Künstler als »Flow« bezeichnet – durch die äußeren Umstände eines beengten Zugabteils ständig gefährdet einzubrechen. Auf dem Zeichenpapier entstehen dann Brüche und Sprünge. Schellenbergers Zeichnungen unterliegen keinem kompositorischen Gesamtplan. Die Bildresultate sind entsprechend geprägt von einem abstrakten, nach Kontrolle ringenden Zeichenduktus in Rot und Blau. Sie sind Kartographie und Kritzelei in einem.

Infos und Abbildungen: http://christian-schellenberger.com

Ausbildung

2012 Diplom bei Prof. Peter Piller und Prof. Katrin von Maltzahn

2009 Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig

in der Fachklasse von Prof. Peter Piller

2007 Studium an der Ecole Supérieure des Beaux-Arts de Marseille

2005 Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee

2020
NEUSTART KULTUR – Stipendium für bildende Künstler*innen
Austauschstipendium des Künstlerhauses Lukas, Künstlergalerie und Werkstatt
Algarden, Boras/Schweden

2019
Arbeitsstipendium der Hans und Charlotte Krull Stiftung

2015
Daad Stipendium (Volksrepublik China)

2014
Chinastipendium der Kulturstiftung Sachsen

2009
Gewinner des Kunstpreises »junger Westen 09«, Kunsthalle Recklinghausen

2007
Stipendium des Deutsch-Französischen Jugendwerks

2020
Piece of Pen I, Rundgaenger, Frankfurt am Main
Ausgezeichnet |Gefördert, Stipendiat*innen der Hans und Charlotte Krull Stiftung, Kommunale Galerie Berlin
NORTH BY NORTHEAST, Deutscher Künstlerbund, Berlin

2019
TOLLER HIMMEL, (with Hayahisa Tomiyasu), Japanisches Kulturinstitut Köln
Überdruck, Druckwerkstatt im Kulturwerk des bbk berlin, Berlin

2018
Central Station, (Solo) Museum der bildenden Künste, Leipzig
LAUK, (Solo) Kunsthalle Recklinghausen
Ankommen, Schloss Biesdorf, Berlin SCHLENKER, (Solo) Galerie b2, Leipzig
FOLLOW THE LINE, Kunsthalle der Sparkasse, Leipzig
INVENTARIUM, whiteBOX, München

2017
COLAR, Galerie b2, Leipzig
Capriccio, Austellung zum Kunstpreis des Haus am Kleistpark 2017, Berlin
THE NEXT CONVERSATION, Abtart, Stuttgart
Maybe I knew the story before, but not that I recall., Billytown, Rotterdam

2016
DRAMA, (mit Rike Horb), Galerie b2, Leipzig
VOR IHNEN, DAS MEER – RESP. DER ASPHALT, DIE SCHÄDEN…, Kunstfonds
der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, Dresden
Descriptions of it are incomplete, Galerie b2, Leipzig
WEGZEICHEN 16, Heinrich-Hartmann-Haus, Oelnsnitz/Erzgeb.

2015
TO ACTUALLY QIMAIKE IN THESE! (mit Daniel Poller) Galerie b2,
Leipzig WIN \ WIN, HALLE 14, Leipzig
To be b2, Galerie b2, Leipzig

2014
Artist fair, Galerie im Turm, Berlin
Because the data says it, (mit Antje Guenther), Hong Kong Derrick Barge, Duisburg
Blue Monday, Senatsreservespeicher, Berlin
Lieber Künstler, zeichne mir!, Semjon Contemporary, Berlin
2013
ACHT MAL ZEICHNUNG, Kunstverein Leipzig
WHAT I DO, (Solo) Galerie b2, Leipzig
PRINTS MADE IN LEIPZIG, Hungarian University of Fine Arts, Budapest

2012
Ende, danke. Open end, Arthur Boskamp – Stiftung M.1 Hohenlockstedt
Oktober in Hamburg, Tapetenwerk, Leipzig

2011
Pentimenti, Kleine Humboldt Galerie, Berlin
Januar in Leipzig, Schute am Veringkanal, Hamburg Abrasion, Kuhturm, Leipzig
Arme Seelen, HGB, Leipzig

2009
junger Westen 09, Kunsthalle Recklinghausen
Fotofolgen, Hfbk, Hamburg

2008
Performing Crime / Archiv des Verbrechens, altes Finanzamt, Bremen
Ha Ha, (mit K. Kemter u. M. Stocklosa) Urban Art Info, Berlin
Vent, Galerie rue Montgrand, Marseille

2007
Lokal, Dezentral, Berlin

2005
City Of Names, Kunstraum Kreuzberg, Berlin

2018
Follow the line – Positionen zeitgenössicher Zeichnung, Ausstellungskatalog

2017
89 Zugzeichnungen (Berlin – Beijing), (Solo) Lubok Verlag

2012
Oktober und Januar 2012, Ausstellungskatalog,
Hrsg. von Peter Piller und Jeanne Faust

2009
junger westen 2009, Ausstellungskatalog, Kunsthalle Recklinghausen

2007
Das Gedächtnis der Stadt schreiben / Writing The Memory Of The City,
Dokument Förlag, Årsta
lokal, dezentral – Ausstellungskatalog, Deutscher Kunstverlag, Berlin

KUNSTKAMMER
Die Galerie des Westwendischen Kunstvereins
Hauptstraße 10, 29471 Gartow
Öffnungszeiten:
Freitag 16–18 Uhr
Samstag 10–13 Uhr
Sonntag 11–13 Uhr

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