WESTWENDISCHER KUNSTVEREIN E. V.
Steffen Volmer:

Klausur

Vernissage: Samstag, 15. Juni, 19 Uhr
KUNSTkammer
Es spricht: t.b.a.
Ausstellung: 16. Juni bis 14. Juli
Freitag 16–18 Uhr / Samstag 10–13 Uhr / Sonntag 11–13 Uhr

Steffen Volmer aus Chemnitz gehört zu den wichtigen Künstlern Ostdeutschlands. Er studierte in den späten 1970er Jahren an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Dort hat er die Präzision in der künstlerischen Reflexion, aber auch das An­sprechen der Fantasie und die Entwicklung von Bildsprachen, die nicht sofort dechiffrierbar sind, gelernt und umgesetzt. Volmer arbeitet passioniert an der »horizonterweiternden« Veränderung des Begriffs Zeichnung, verwendet Bildträger wie Papier, Stoff, Pappe, Leinwand oder Acrylglas und nutzt experimentierfreudig neben traditionellen Stiften und Pinseln zum Zeichnen Chemigrafenlack, Notentinte, Tee, Pigmente und Terpentin.

Neben der Zeichnung, der Druckgrafik, dem Installativen und der Malerei arbeitet Volmer seit Mitte der 1980er Jahre auch an Künstlerbüchern. Einige Beispiele dieser speziellen künstlerischen Buchproduktion werden wir in der Kunstkammer zeigen.

Die Stätte meiner Zuflucht ist der INNEN-Posten für das AUSSEN. In der Gedanken-Zeichen-Werk-Statt beginnt die Suche nach dem Überblick, derweil die Zeit erbarmungslos verrinnt – sie ist nicht aufzuhalten. Der Atelier-Arbeiter wird zum Ritter von der tragischen Gestalt, sein wunderlicher Wagemut vermag nichts auszurichten. Das Scheitern ist notgedrungen eingeplant. Die Übermacht der ignoranten Wichtigtuer ist erdrückend. Der Makel der Entbehrlichkeit wirft seinen Schatten auf jeden Zeigefinger, der in Gesellschaftswunden steckt. Die Barrikaden unserer Illusionen werden zu schwankenden Kulissen im Welt-Theater. Die Untiefen sind ausgemacht, Markierungen zu setzen lohnt sich nicht. Tröstend ist nur der große Lebenstrichter, aus dem es spärlich tropft:  Filtrat Erkenntnis! Gleich nebenan aus dunklem Grunde ist stetes Rauschen als Zeichen geschäftiger Betriebsamkeit gewöhnliche Programm-Begleitung. Die Zeiger kreiseln unaufhörlich, es ist schon ziemlich spät in unseren Gefilden. Am HEUTE-Bahnsteig gibts kein Halten mehr, der letzte Zug – in naher Ferne schon zu ahnen – rauscht ungebremst vorbei. Es fügt sich einfach nichts! Der Föhn fällt hitzig und nicht unerwartet von den Hängen und aus den Höhen der Unfehlbarkeit. Er bläst all die Versäumnisse aus ihrer Deckung – der gnadenlosen Sichtung ausgeliefert. In den tiefen Jahresfurchen des Verdrängens wächst längst das fade Kraut des Unvermögens – so weit das Auge reicht. Leider zur Unzeit: Die Mähmaschinen stehen still, auch sie sind antriebslos … die Tanks sind leer! Betonter Eifer ist mir fremd, die eitle Nabelschau und dumpfes Blöken aus diversen Ecken ebenso. Ich wehre mich mit meiner Arbeit gegen jegliche Vereinnahmung. In der Beschränkung und dem Rückzug hin zum Eigentlichen liegt der Gewinn. Die nicht nur höherenorts verhängten Restriktionen – der großen Seuche wegen – sind manchmal hilfreich bei der Standpunktierung im Koordinaten-Chaos. Die allgemeine Ratlosigkeit legt sich wie Mehltau über hoffnungsgrünen Rasen, beherztes Handeln scheint unmöglich. Der Lärm der Worte ohne Inhalt ist ein Fluch, nur in der Stille finde ich Halt und Besonnenheit: Ein Anfang ist gemacht! Die Spezies Mensch hat aus Erfahrungen nichts gelernt und bleibt schlussendlich beratungsresistent. Die Erinnerung an Tod und Zerstörung ist schnell erloschen durch den Prozess der ewgen Verklärung der Geschichte. Jetzt schrillt der Kurzzeit-Wecker, denn unsere Sorglosigkeit macht schläfrig. Man hat sich träumend eingerichtet in der Zone des Komforts. Unsere Bedingtheit und die mangelhaften Abwehrkräfte sind allgegenwärtig: Es knirscht gewaltig im Stabilgefüge! Lüge und Dummheit – ein trautes Paar – sitzen im Konjunkturrausch in der ersten Reihe des Zeitgeschehens, derweil sich Schneisen der Verwüstung durch Kopf und Seele fräsen. Die weißen Tauben sind längst flügellahm. Wenn sich die Krisenfelder horizontlos weiten und auch das Stochern im Nebel ergebnislos bleibt, sinkt der sensible Pegel der Akzeptanz bedrohlich – die offenen Flanken des Systems sind allzu sichtbar. Der viel gepriesene Markt hat seine Mechanismen – die Zauberlehrlinge – nicht mehr im Griff. Die Schaltzentrale ist offensichtlich fehlbesetzt und im Maschinenraum läuft es nicht rund. Das große Aggregat ist angreifbar!
über ALLEM 2019 Mischtechnik
LOTSE 2021 Mischtechnik
PICKER 2020 Mischtechnik

1955 Geboren in Dresden.

1976-81 Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig,

Fachklasse für Angewandte und Experimentelle Kunst bei Prof. Heinz Wagner und Hartwig Ebersbach. Unter dem Einfluss von Horst Arloth (Lithografie) und Karl Krug (Radierung)

ab 1977 intensive Beschäftigung mit der Druckgrafik.

1981 Diplom, Beginn der Arbeit als freiberuflicher Künstler. Steffen Volmer begreift sich als »Grenzen-Überschreiter« zwischen Zeichnung, Grafik und Malerei. Das Thema Künstlerbuch gewinnt an Bedeutung.

1982-84 Meisterschüler bei Prof. Gerhard Kettner an der Hochschule für Bildende Künste Dresden.

1985 Erstes originalgrafisches Künstlerbuch BOOTSFAHRT mit eigenen Texten, in loser Folge erscheinen nun Bücher und Hefte im Eigenverlag, später in Zusammenarbeit mit der burgart-presse Jens Henkel, Rudolstadt.

1996 Auszeichnung der Stiftung Buchkunst für das Buch TRAGEN.

2000 Erstmals entstehen Acrylglas-Zeichnungen und -Objekte.

Bis heute arbeitet Steffen Volmer passioniert an der »horizonterweiternden« Veränderung des Begriffs Zeichnung: Er verwendet Bildträger wie Papier, Stoff, Pappen, Leinwand oder Acrylglas und nutzt neben traditionellen Stiften und Pinseln zum Zeichnen Chemigrafenlack, Notentinte, Tee, Pigmente und Terpentin.

Lebt und arbeitet in Chemnitz.

1982 Galerie Hermannstraße, Karl-Marx-Stadt

1985 Galerie Theaterpassage, Leipzig

1987 Galerie am Thomas-kirchhof, Leipzig

1988 Galerie am Brühl, Karl-Marx-Stadt

1990 Galerie am Kraftwerk, Leipzig; Galerie Alvensleben, München; Galerie Oben, Chemnitz; Galerie am Alten Markt, Potsdam

1992 Galerie Gunar Barthel, Berlin; Galerie Barthel + Tetzner, Köln; Büchergilde Gutenberg, Frankfurt/Main; Institut für moderne Kunst, Nürnberg

1993 Galerie Oben, Chemnitz; Galerie Stücker, Brunsbüttel

1995 VOXXX-Galerie, Chemnitz; Galerie Stefan Röpke, Köln

1996 Galerie Gunar Barthel, Berlin

1997 Galerie Oben, Chemnitz; Goethe-Institut, Porto

1998 Goethe-Institut, Ankara; Galerie Alvensleben, München

1999 Galerie Artepiù, Basel

2000 comptoir kunstmagazin, Städtische Galerie Sonneberg; Galerie Barthel + Tetzner, Berlin

2001 Galerie Oben, Chemnitz

2002 Galerie Stefan Röpke, Köln; Galerie Arnés + Röpke, Madrid

2003 Galerie Peter Borchardt, Hamburg

2004 Galerie Oben, Chemnitz

2005 Heck-Art-Galerie, Chemnitz; Galerie Oben, Chemnitz

2008 Galerie Peters-Barenbrock, Ahrenshoop

2010 Galerie der Stadt Tuttlingen

2010 und 2012 Galerie Peters-Barenbrock, Ahrenshoop

2013 Kunstverein Wernigerode

2015 Galerie Borssenanger, Chemnitz; Heck-Art-Galerie, Chemnitz

2017 Galerie Borssenanger, Chemnitz

2019/20 Kunstsammlungen Chemnitz

Angermuseum, Erfurt; Bayerische Staatsbibliothek, München; Deutsches Buch- und Schriftmuseum, Leipzig; Galerie der Stadt Tuttlingen; Galerie Junge Kunst, Frankfurt/Oder; Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg; Getty Center, Santa Monica; Grafische Sammlung Moritzburg, Halle; Graphische Sammlung, München; Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek, Weimar; Institut für moderne Kunst, Nürnberg; Klingspor-Museum, Offenbach/Main; Kunsthalle Rostock; Kunstsammlungen Chemnitz; Kunstsammlung Neubrandenburg; Kunstsammlung der Universität Leipzig; Kupfer-stichkabinett, Dresden; Kupferstichkabinett und Sammlung der Zeichnungen, Berlin; Lindenau-Museum, Altenburg; Louisiana Museum of Modern Art (The Joseph and Celia Ascher Collection), Humlebæk/Kopenhagen; Museum am Dom, Würzburg; Museum der bildenden Künste, Leipzig; Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg; Neue Pinakothek der Moderne, München; Neue Sächsische Galerie, Chemnitz; Sammlung Deutsche Bank, Frankfurt/Main; Sammlung Schloss Oberhausen; SØR Rusche Sammlung, Oelde; Staatliche Kunstsammlungen Dresden; Staatliches Museum, Schwerin; Universitätsbibliothek, Frankfurt/Main

sowie Privatsammlungen

KUNSTkammer

Die Galerie des Westwendischer Kunstverein e. V.

Hauptstraße 10, 29471 Gartow

 

Öffnungszeiten

Freitag 16–18 Uhr

Samstag 10 – 13 Uhr

Sonntag 11 – 13 Uhr

 

Gefördert durch: