

Exoten des Zufalls
freitags 16–18h, samstags 10–13h, sonntags 11–13h
Den Auftakt der diesjährigen Ausstellungssaison in der Kunstkammer des Westwendischen Kunstvereins macht der Keramik-Künstler Hermann Grüneberg aus Halle.

Trotz ihrer eng miteinander verbundenen Geschichte genoss die Keramik innerhalb der europäischen Bildhauerei lange Zeit eine deutlich geringere Wertschätzung als Marmor, Bronze und Holz. Mit der zunehmenden Befreiung vom Stigma des Kunsthandwerks erfährt sie wachsende Beliebtheit in der freien Kunst.
Hermann Grüneberg, 1983 in Weimar geboren, befreit mit seiner lebendigen und skurrilen Bilderwelt die Ausdrucksform der Keramik von einengenden Konventionen. Und das sehr erfolgreich: Neben zahlreichen Auszeichnungen und Ausstellungen finden seine Arbeiten im öffentlichen Raum weitreichende künstlerische Beachtung. Viele seiner Werke sind in privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten.
Spielerisch und mit abgründigem Humor setzt sich Grüneberg mit dem auseinander, was beunruhigt. Sein vielschichtiges Œuvre kreist um Tod, Leben, Gewalt, Hoffnung, Ausbeutung und Unterdrückung, aber auch um die Frage nach dem, was außerhalb möglicher Erfahrungen und wissenschaftlicher Erkenntnis liegt. Es sind existenzielle Themen, die er in ihrer Widersprüchlichkeit zeigt: fröhlich und tragisch, grotesk und ernst, surreal und symbolisch. Berührt vom Neoexpressionismus sowie der Art Brut und Pop Art, mischt Grüneberg aktuelle Themen mit zeitlosen Symbolen, Mythen, Kulturen, Philosophien sowie Religionen und erschafft unvermittelte Sinnbilder, die Raum für neue Wahrnehmung geben.
Formal basieren die Keramiken Grünebergs auf zwei unterschiedlichen Ansätzen. Während er seine Figuren allansichtig formt, bieten ihm die Teller und Platten die Möglichkeit, Malerei und Plastik zu kombinieren: Die Keramiken sind gedrückte oder aufgebaute flache Schalen aus schamottiertem Ton. Das sind spröde und rohe Objekte, die Bilder sind zumeist im Objekt randfüllend eingesetzt. Auf jedem Teller ein Portrait. Die Männer weinen und die Frauen strahlen. Grüneberg sucht nach den Verwerfungen der Gefühle der gar nicht so fiktiv Portraitierten. Gewichtige Gesten sind mit Ironie und Albernheiten durchsetzt.
In seinen Figuren schafft er Kunstwerke ohne jede Modell- und Replikatfunktion, setzt sich immer wieder mit gesellschaftskritischen Themen auseinander. So befasst er sich in seiner Reihe »The Mission« mit der Bildikonografie und dem kolonialen Erbe der Missionsbewegung auseinander. Grünebergs Arbeiten sind dabei weder politisch noch schockierend, vielmehr geht es ihnen um das Vordringen in seelische Bezirke.
Künstlerkollege Rüdiger Giebler: »Seine figurativen Plastiken sind ausgewachsene Hausgeister. Dämonen und Helfer des Alltags. Die stehen im Raum selbstbewusst und zart, schwerfällig und steifbeinig. Das sind die Mitbewohner, die eh immer da sind. Ein feiner Vorschlag in alltagstauglicher Spiritualität. Sie sehen aus, als würden sie nicht mal selbst an ihre eigenen Fähigkeiten glauben. Man kann sich ruhig ihre keramische Materialisation ins Haus stellen. Die seltsamen Gesten der Gestalten sind drohend und wehklagend und Hilfe suchend zugleich. Und wem es von Nutzen ist, für den sei es ein Spiegel der eigenen Desorientierung. Frei von Schwermut und Anmaßung sind das Meditationen über den Schöpfungsmythos.«
»Seine figurativen Plastiken sind ausgewachsene Hausgeister. Dämonen und Helfer des Alltags. Die stehen im Raum selbstbewusst und zart, schwerfällig und steifbeinig. Das sind die Mitbewohner, die eh immer da sind. Ein feiner Vorschlag in alltagstauglicher Spiritualität. ... Und wem es von Nutzen ist, für den sei es ein Spiegel der eigenen Desorientierung...«.
Künstlerkollege Rüdiger Giebler

Hermann Grüneberg
1983 in Weimar geboren
2005 Holzbildhauerlehre
2008–15 Studium an der Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design im Bereich Plastik/ Keramik, anschließend Meisterschüler
2013 Arbeitsstipendium in der Majolika-Manufaktur Karlsruhe
2015 1. Platz und Umsetzung »Kunst auf dem Johannisplatz«, Jena
Preisträger des Frechener Keramikpreises
2016 Heitland Honneur, Stipendium der Heitland Foundation Celle
Keramikpreis der Stadt Oldenburg
2019 Künstlerischer Mitarbeiter an der Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design
Stipendium der Kunststiftung Sachsen-Anhalt und der Kloster Bergesche Stiftung
2020 Kunstankauf für die Kunstsammlung Sachen-Anhalt
lebt und arbeitet in Halle/Saale
2022 Barlach und die jungen Wilden, Barlachmuseum, Güstrow
Übersetzen – Ausstellung anlässlich des 500jährigen Jubiläums der Bibelübersetzung, E Werk, Eisenach
Poesie und Verstand – eine Widmung an Novalis, Kunststiftung Sachsen-Anhalt, Halle
Young Ones – junge Kunst in Hamburg, Galerie Herold, Hamburg
NORD-SÜD-LINIE. Von der Ostsee bis zum Vogtland Bildende Kunst aus
Sachsen-Anhalt, Schloss Wiligrad
2021 Mensch und Natur, Galerie Herold, Kampen/Sylt
THREE ROOMS, Galerie Herold, Hamburg
Der Weihnachtsvogel, Galerie Handwerk, München
Grüße aus L.E., Goldwerkgalerie Rostock
POLES APART, Galerie hinter dem Rathaus, Wismar
2020 Kleine und große Bescherungen, Galerie Metzger, Johannesberg
Transitions/Hinübergehen, Offspace Kaisitz, Käbschütztal
Verwandelt, Stipendiatenausstellung der Kunststiftung Sachsen-Anhalt, Halle
generell frisch, Volkspark Halle
SNAKE CHARMER, Galerie Nord, Halle
2019 Künstlerisches Spielzeug – Spielerische Kunst, Galerie Handwerk, München
Wir sind gekommen um zu bleiben!, Schwaaner Kunstmühle, Vorbeck
2018 Celler Skulptur Wochen, Celle
Gemeinschaften, TautHaus, Berlin
Mitesser gesucht, Galerie Metzger, Johannesberg
2017 Metallsymposium 2017, Halle
Rottenburger Künstlerhoffest, Künstlerhof Rottenburg
Jahresausstellung der Burg Giebichenstein, Halle
Heroes of Spring, Galerie Nord, Halle
2016 Orakel, Einzelausstellung, Pulverturm, Oldenburg
Von Angesicht zu Angesicht, Gruppenausstellung, Galerie Metzger, Johannesberg
geplanter Zufall, Jungk/Grüneberg, Galerie Picknick am Wegesrand, Wettin
Die Verwandlung, Galerie Nord, Halle
2015 Ausstellung zur Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medallienkunst,
Galerie Nord,Halle
Kunst auf dem Johannisplatz, (Siegerentwurf), Jena
LAND(SCHAFFT) KUNST, Neuwerder
Giebler/Nagel/Grüneberg, Galerie Amberg 13, Rostock
UNICUM15, 3th International Triennial of Ceramics, Ljubljana
Ahnung vom Ende, Diplomausstellung, Lichthaus Halle
2013 DORO HIRO HANNA HERMANN – Vier Bildhauer zu Gast in derMajolika,
Gruppenausstellung, Majolika, Karlsruhe
Neues von Erika E., Gruppenausstellung, KunstWERK, Potsdam
2014 Die Couch – Ausstellung zum 75. Todestag von Siegmund Freud,Galerie Nord, Halle
2012 Portrait à la carte, Gruppenausstellung, Graseweggalerie, Halle
es grasen, Graseweggalerie, Halle
RAUMinbetrieb, Ausstellungsprojekt, Halle
2020 Kunstankauf der Kunstsammlung Sachsen-Anhalt
Stipendium >Kunst ans Netz<
2019 Stipendium der Kunststiftung Sachsen-Anhalt und der Kloster Bergesche Stiftung
2016 Heitland Honneur, Stipendium der Heitland Stiftung Celle
Keramikpreis der Stadt Oldenburg
2015 1. Preis und Realisierung »Kunst auf dem Johannisplatz«, Jena
Frechener Keramikkunstpreis
2013 1. Preis »Künstler am Werk« – Skulpturen aus Beton, Insel Mainau
Stipendium in der Majolika-Manufaktur Karlsruhe
Kunst im öffentlichen Raum
2018 Celler Engel, Stahlskulptur, Neues Rathaus, Celle
2017 Reitersturzbild, Stahlskulptur, Freiimfelder Straße, Halle
2017 Reflexion, Bronze und Brunnen, Johannisplatz, Jena
2015 Herbst, Mahnmal, Keramik & Platten, Nordfriedhof Halle
2013 Besucher, Betonskulptur, Insel Mainau
Infos: www.hermann-grueneberg.com
KUNSTKAMMER
Die Galerie des Westwendischen Kunstvereins
Hauptstraße 10, 29471 Gartow
Öffnungszeiten:
Freitag 16–18 Uhr
Samstag 10–13 Uhr
Sonntag 11–13 Uhr
Gefördert durch:


