Anthro Polis
freitags 16–18h, samstags 12–16h, sonntags 12–16h
Kongeniale Werke für die Wiedereröffnung des 300 Jahre alten Zehntspeichers, des traditionellen großen Ausstellungsraumes des Westwendischen Kunstvereins: Holzskulpturen, Holzreliefs, Holzschnitte und Zeichnungen des international renommierten, im brandenburgischen Seefeld beheimateten Klaus Hack.
Das Material seiner skulpturalen Arbeiten ist immer Holz. Die Verbindung des Bildhauers zu diesem Material ist beinahe symbiotisch. Mit der schweren Baumsäge legt er die Form an, um sie dann ebenso sensibel mit feinerem Werkzeug zu vollenden. Vielleicht ist es dieser scheinbare Widerspruch von Grobheit und filigraner Ausarbeitung, der den Arbeiten von Klaus Hack ihre einzigartige Ausstrahlung verleiht, der sie so lebendig und selbstverständlich macht, als wären sie gewachsen.
Bekannt wurde er mit seinen »Babeltürmen«, die mit Gitterrastern überzogen und weiß gefaßt sind und den »Polis« genannten Holzreliefs, beide haben eine meditative, totemähnliche Aura. Und sie gemahnen andererseits an die menschliche Hybris des unbegrenzten Wachstums. Für Klaus Hack muss es um Existenz gehen, Existenz jenseits tagesaktueller Entwicklungen und Veränderungen. Seine Arbeiten sind eine Übersetzungsleistung ausdrucksstarker Dinglichkeit in eine skulpturalen Eigengesetzlichkeit, in die Würde und Dramatik der Existenz.
»Schreikleid«, »Wächterin«, »Polis« oder »Rotohr« sind Titel seiner Werke. Sie lassen erahnen, welche Phantasie und Originalität das Gesamtwerk des Künstlers kennzeichnet. Seine Skulpturen und Gestalten haben Attribute, die sich nicht ohne weiteres zuordnen lassen. Stets erobern sie den Raum mit berührenden und bizarren Gesten: Zöpfe werden zur Stützen, schreiende Münder oder Stühle sind gleichzeitig Korsette, Köpfe haben mitunter Trompetenohren oder sind vollkommen mit Löchern überzogen. Beim Betrachter lösen die Werke Klaus Hacks allemal starke Gefühle aus. Einordnen muss das jeder für sich. Vielleicht sehen Sie sich mit eigenen Bedrängnissen konfrontiert. Oder Sie können einfach nur über die bizarren Formenfindungen staunen und schmunzeln.
Der Bildhauer Klaus Hack ist von Anfang an auch Holzschneider. Großformatige expressive Holzschnitte künden davon. Dazu kommt: er hat die Technik auf einzigartige Weise um eine dritte Dimension erweitert. Aus Baumstämmen schafft Klaus Hack trommelförmige, zuweilen über zwei Meter hohe »Drucktrommeln«. Die teilweise riesigen Stämme werden auf Nessel oder Leinen abgerollt, sodass eine Art Fries entsteht.
Unbedingt erwähnenswert sind auch seine Zeichnungen und Malereien.
Die zarten, kleinformatigen Zeichnungen versetzen manchen Betrachter immer wieder in Erstaunen. Ihre Zartheit und Subtilität scheint beinahe im Widerspruch zu den kraftvollen bildhauerischen Werken zu stehen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Sie zeigen nur eine weitere Seite des vielseitigen Künstlers.
Das Einzigartige an Klaus Hacks Werken, egal ob Skulptur, Zeichnung, Malerei oder Holzdruck: Sie führen dem Betrachter einen Spiegel vor, ohne dass es ihm gleich bewusst würde. Bis man merkt, wie menschlich sie sind und einen berühren. Assoziationen zum Leben und zum Sein rufen diese Arbeiten bei jedem hervor. Denn sie haben etwas Unbedingtes, so als gehören sie genau in ihre Haut. Das macht die Figuren von Klaus Hack letztlich so lebendig und auch tröstlich. Lebendig im Sinne einer Kunst- und Gegenwelt, die das Emotionale auf den Punkt bringt und deren Ausgleich wir so dringend in unserem technisierten und zweckorientierten Alltag benötigen.
Klaus Hack
1966 Geboren in Bayreuth
1989–91 Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg
1991–95 Hochschule der Künste Berlin, Abschluss als Meisterschüler
1995 NaFöG-Stipendium des Senats von Berlin
1996 Stipendium für bildende Kunst der Kulturstiftung Offenburg
1997 Stipendium der Stiftung Kulturfonds
1998 Arbeitsstipendium Künstlerhaus Ahrenshoop
Kunstpreis des Landes Brandenburg
1999 Kunstpreis der Stadt Limburg
2004–05 Lehrauftrag an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee
2005 Lothar-Fischer-Preis für Bildhauerei
2010 Friedrich-Baur-Preis der Bayerischen Akademie
der Schönen Künste, München
Klaus Hack lebt und arbeitet in Seefeld/Brandenburg
Städtische Kunstsammlung Neubrandenburg / Museum Beelden aan Zee, Scheveningen, Niederlande / Willy Brandt Haus, Berlin / Städtisches Kunstmuseum Spendhaus, Reutlingen / Berlinische Galerie, Berlin / Museum der Stadt Füssen / Kunsthalle Mannheim / Bayerische Staatsgemäldesammlung / Städtische Galerie Tuttlingen / Städtische Kunstsammlungen Schweinfurt / Staatskanzlei Potsdam / Sammlung der IG Metall, Frankfurt/Main / Museum Junge Kunst, Frankfurt/Oder / Universität Enschede, Niederlande / Sammlung der Berliner Wasserbetriebe / Sammlung der Landesbank Berlin / Bundesministerium für Verteidigung, Bendlerblock, Berlin / Städtische Galerie Offenburg / Museum Lothar Fischer, Neumarkt/Oberpfalz / Sammlung EON Ruhrgas / Museum Kunstpalast, Düsseldorf / Städtische Galerie im Cordonhaus, Cham / Kunstmuseum St. Annen, Lübeck / Kupferstichkabinett Staatliche Museen Berlin / Museum Hurrle Durbach / Städtische Galerie Lahr / Museum für Zeitgenössische Kunst Marktoberdorf / Kunstmuseum Pfalzgalerie, Kaiserslautern / Städtische Galerie Donzdorf / Kunstsammlung der Kreissparkasse Rottweil / Kunstsammlung der evangelischen Landeskirche Bayern / Gerhard Marcks Haus, Bremen
ZEHNTSPEICHER
Im ehemaligen Kornspeicher des Gräflichen Gutes Quarnstedt.
Quarnstedt direkt an der B493, 29471 Gartow
Öffnungszeiten:
Freitag 16–18 Uhr
Samstag 12–16 Uhr
Sonntag 12–16 Uhr
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