WESTWENDISCHER KUNSTVEREIN E. V.
Bettina Paschke:

Rapid Lines

Vernissage: 12. Juni, von 11 – 16 Uhr
in der Kunstkammer Gartow
Es spricht: Christina Katharina May
Ausstellung: 12. Juni 2021 – 11. Juli 2021

»Bettina Paschkes Zeichnungen sind ein Extrakt ihrer Umgebung (…) Sie erscheinen wie Organismen, die durch ihre selbstgeschaffene Welt schweben.«

©Bettina Paschke, Rapid Lines Nr. 91

»Bettina Paschkes künstlerisches Medium ist die Zeichnung, kennzeichnend ihre Lust am Minimieren, am Eingrenzen, Vereinfachen und Zerlegen, ihre Suche nach Intensität. Die Zeichnungen zeigen – wie jene der Langzeitserie Rapid Lines – aus feinen Einzelstrichen aufgebaute Strichgespinste, einen zeichnerischen Wachstumsprozess, der sich als abstraktes Spiel zwischen der Zeichnerin und ihrem Strichsystem erweist. Die Striche werden zu Grauwerten gestaut, gekrümmt, sie wachsen in geordneten Reihen über das weiße Blatt, ein Strich bedingt den nächsten. Da diese sich immer leicht voneinander unterscheiden, verändert sich die Strichfolge allmählich, ein irritierendes Flirren entsteht, das Gespinst entwickelt sein Eigenleben.

Im Gegensatz zu diesem von vornherein abstrakten Vorgehen, beschreitet Paschke mit ihren jüngsten Arbeiten einen anderen Weg. Sie kreisen um die Beziehung der Künstlerin zu einem ihr seit Kindertagen vertrauten Ort, dem Haus der Großmutter, wohin sie sich zurückzieht, der für sie aber auch Isolation bedeutet. Paschke macht sich diesen Ort nach und nach zu eigen, indem sie die Essenz von Haus und Umgebung zu ergründen versucht. Sie tut dies zeichnerisch, ausgehend von Fundstücken aller Art, die sie bei Streifzügen durch die nahe Natur aufsammelt. Paschke unterzieht diese Objekte einer genauen visuellen Prüfung, sie richtet ihren Fokus auf optische Eindrücke, Strukturen, Details, Stimmungen, die Wirkung von Licht und Schatten und führt so die Objekte aus ihrem Fundus in vielen Zwischenschritten von der realen Präsenz in die Abstraktion. Am Ende dieses Aneignungsprozesses stehen ungegenständ­liche Strichfolgen, blattfüllende Strukturen oder Schattenbilder als Echo.«
Bettina Kohlen, 2020

 

Bettina Paschke »reduziert« ihre Umgebung auf ein »flirrendes«, abstraktes Minimum: eine Art Strichcode, der den Anfang markiert. Diese Striche werden dann zu Grauwerten gestaut, gekrümmt. Sie wachsen in geordneten Reihen über das weiße Blatt. Ein Strich bedingt den nächsten. Dieser zeichnerische Wachstumsprozess ist ein abstraktes Spiel zwischen ihrer Wahrnehmung und ihrem »Striche-System«. Handgemachte »Unzulänglichkeiten« verändern dann die Strichfolge schrittweise. Die Abweichungen lassen das stetig wachsende Gespinst lebendig werden, die Zeichnung entwickelt ihr Eigenleben. Bettina Paschke: »Ich lasse sie wachsen, improvisiere, halte dagegen. Aus der Ferne betrachtet, entzieht sich das abstrakte Spiel dem Überblick, es flirrt. Der Blick hakt sich fest am Detail.«

Anders aber bei den von gegenständlichen Zeichnungen ausgehenden Übermalungen.

Inhaltlich wird auch hier der Umgang mit dem »Fehlerhaften«, dem Ausblenden, Verbergen und Reduzieren thematisiert. In vielfach horizontal geschichteten Strichfolgen deckt schwarzer Buntstift die Ausgangszeichnung ab, auf immer mehr wird verzichtet. Sie tastet sich an den Punkt heran, an dem die Zeichnung gerade noch anwesend ist. Diesen Punkt der größten Spannung präzise zu treffen, das Verschwinden anzuhalten, reizt sie sehr.

Manche Arbeiten kombinieren diese zwei Zugänge – ein anfänglich grobmaschiges Strichgerüst wird in vielen Schichten immer weiter unterteilt und überdeckt, nur Teile werden verdichtet, lose Strichzeichnung steht neben flächiger, dichter Schattierung.

 
Bettina Paschke ©Eduard Paschke

»... es gilt den Kopf freizumachen, loszulassen und sich ganz in einer Art selbstvergessenem Zeichenprozess zu versenken.«

Bettina Paschke Rapid Lines Nr.107
©Bettina Paschke, Rapid Lines Nr. 103

1972 geboren; lebt und arbeitet in Graz.

Studium der Architektur in Graz, Venedig und Oslo.

Freie Projektarbeit im Kunst- und Kulturbereich.

Technische Hochschule Graz – Projektassistenz und freie Lehrtätigkeit: Institut für Architektur, Kunst- und Kulturwissenschaften (Projektassistenz 2009 – 2014).
Institut für Stadt- und Baugeschichte (freie Lehrtätigkeit 2010 – 2016).

Archiv | Architektursammlung (Projektassistenz und Ausstellungsgestaltung, seit 2015), seit 1998 freischaffend künstlerisch tätig, Ausstellungstätigkeit in Österreich und Deutschland.

2016 – 2017  Mitglied der Künstlergruppe »essentials«; beteiligt an Gruppenausstellungen im Kunstverein Schweinfurt (2016), Kunstverein Rostock (2017);
Kunstverein Ebersberg (2017); Neues Kunsthaus Ahrenshoop (2017), Kunst­verein Fürstenfeldbruck (2018)

2020 Heterogen, mit J. Bücheler, R. Eder, Tone Fink, L. Leverenz, L. Naumanen, Galerie Hrobsky Wien / Förderpreis der Anne-Goldenberg-Stiftung

2019 Paper Positions 2019, Basel / »Bagatellen – oder der  Klang der Dinge«, Christine Reiter | Bettina Paschke Köglturm – Kunstverein Aichach / »Schwarz – Weiss«,

Galerie Ulrike Hrobsky, Wien

2018 »Relative Nähe« Jörg Bach | Bettina Paschke | Walter Weer; Galerie Ulrike Hrobsky, Wien / »Anonyme Zeichner 2018«, Galerie im Körnerpark, Berlin / Art Austria 2018, Wien.

2017 Armin Göhringer »Stammbaum« | Bettina Paschke »Rapid Lines«; Galerie Ulrike Hrobsky, Wien / »Roter Kunstsalon«, Villa Rot, Burgrieden-Rot / »Zeichnung Wien V«, Galerie Ulrike Hrobsky, Wien / Vienna Art, Wien

2016 »Don’t Panic It’s Organic«, Galerie Zimmermann-Kratochwill, Graz / »Zeichnung Wien IV«, Galerie Ulrike Hrobsky, Wien

2014 »Anonyme Zeichner«, Kunstverein Tiergarten Berlin und artQ13 Rom

2013 »Entangled«, The Daily Rhythm Collective | Bettina Paschke; Living Rooms, Graz / »Karamba, 17 Künstler – 17 Zimmer«, Workshop und Ausstellung anlässlich der Schließung des Hotels Bogota, Berlin

KUNSTkammer

Die Galerie des Westwendischen Kunstvereins

Hauptstraße 10, 29471 Gartow

Öffnungszeiten:  Freitag 16–18 Uhr
Samstag 10–13 Uhr / Sonntag 11–13 Uhr

(Öffnung und Zugang nach den Vorgaben der niedersächsischen Landesregierung mit Hygienekonzept)

Gefördert durch: